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Genetische Untersuchungen

Genetische Untersuchungen sind heute ein sehr wichtiger Bestandteil beim Monitoring. Die erforderlichen Proben (z. B. Kot, Haare, Speichelproben an Rissen) können unabhängig von der Jahreszeit gesammelt werden.
Ein großer Teil der Proben wird mittels frischen Kotproben im Wolfsgebiet gesammelt. An diesen haften Körperzellen (Darmzellen), die DNA enthalten. Schnee eignet sich besonders, um Proben der Territoriumsinhaber zu sammeln (Urinmarkierungen, Oestrusblut). Auch Blut-, Speichel-, oder Gewebeproben von tot aufgefundenen oder lebend gefangenen Wölfen, sowie Speichelproben von gerissenen Beutetieren werden zur genetischen Analyse herangezogen.

In Sachsen werden seit 2002 genetische Untersuchungen durchgeführt. Auch in anderen Bundesländern mit Wolfsvorkommen gehört die Genetik in der Regel zu den wichtigen Monitoringmethoden. Auf diese Weise entsteht ein sehr detailliertes Bild der Ausbreitung, der Verwandtschaftsverhältnisse und möglicher Inzuchtgefährdung.

Besonders in Gebieten mit flächendeckendem Wolfsvorkommen sind genetische Analysen sehr wichtig. Da die individuelle Unterscheidung von Wölfen anhand des Aussehens meist extrem schwierig ist, muss die Genetik hinzugezogen werden, um benachbarte Territorien voneinander unterscheiden zu können.

Seit 2010 fungiert das Senckenberg Labor für Wildtiergenetik in Gelnhausen (Hessen) als Referenzlabor für ganz Deutschland. Hier werden alle genetischen Untersuchungen durchgeführt.

Ergebnisse der Genetik-Untersuchungen

Die ersten genetischen Untersuchungen zeigten, dass die Quellpopulation für die Mitteleuropäische Flachlandpopulation, zu der die Wölfe in Deutschland gehören, das baltische Wolfsvorkommen in Nord-Ost-Polen ist. Das Gründerpaar des ersten deutschen Wolfsrudels in der Muskauer Heide, das im Jahr 2000 erstmals Wolfswelpen auf dem sächsischen Truppenübungsplatz Oberlausitz zur Welt brachte, stammte von Wölfen ab, die ursprünglich aus Nord-Ost-Polen (Baltische Population) eingewandert waren.

Die neueren genetischen Auswertungen ergaben, dass in den sächsischen Wolfsrudeln viele Elternpaare nahe miteinander verwandt sind. Die meisten Rudel wurden von Nachkommen der beiden Schwestern FT1 (»Sunny«, Neustädter, später Seenland-Fähe) und FT3 (»Einauge«, ehem. Nochtener Fähe) gegründet. Beide sind direkte Nachkommen des Muskauer Heide Rudels, dem ersten Rudel in Deutschland. Cousin-Cousinen-Verpaarungen kamen ebenso vor, wie Paarungen zwischen Onkel und Nichte . Erst in den letzten beiden Jahren wurden vermehrt auch Wölfe nachgewiesen, die nicht aus sächsischen Wolfsfamilien stammen. Dabei handelt es sich teilweise um Zuwanderer aus Westpolen oder aus anderen Bundesländern. Allerdings gab es bisher kaum Zuwanderer aus Nord-Ost-Polen (Baltische Population) und keinen Austausch mit der Karpaten Population. (Mehr Inoformationen zu Wolfspopulationen in Europa finden Sie unter Wölfe weltweit)

Im Zuge der genetischen Untersuchungen wird ebenfalls überprüft, ob es Hinweise auf Verpaarungen zwischen Wölfen und Hunden gibt. Im Jahr 2003 hatte sich die Neustädter Wölfin (FT1, »Sunny«) mit einem Hund gepaart und sogenannte Wolf-Hund-Hybriden zur Welt gebracht, diese standen genetisch zwischen Wölfen und Hunden. Anfang 2004 konnten zwei der vier bis dahin überlebenden Hybrid-Welpen eingefangen werden. Diese beiden wurden in ein Gehege im Bayrischen Wald gebracht, wo sie jedoch beide innerhalb des folgenden Jahres aufgrund von dort erlittenen Verletzungen eingeschläfert werden mussten.
Die beiden anderen Hybriden wurden seitdem nicht mehr gesehen und konnten auch genetisch nicht mehr nachgewiesen werden. Ihr Verbleib ist unklar.

Aus Artenschutzgründen kann es bei Populationen mit geringer Anzahl an Individuen erforderlich sein, Wildtier-Haustier-Mischlinge aus der Natur zu entfernen, um eine Ausbreitung der Haustiergene in der Wildpopulation zu verhindern.

Für weitere Informationen:

Im Newsletter Wolf 2013/07 wurden die bis dahin bekannten Verwandtschaftsverhältnisse der Wölfe in Sachsen zusammengefasst. Auch in den jährlichen Statusberichten wird auf die Ergebnisse der genetischen Untersuchungen eingegangen.

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