04.08.2015

Wölfe in Sachsen Juli 2015

Aktuell sind in Sachsen zehn Wolfsrudel und ein sesshafter Wolf bestätigt.

Neun Wolfsterritorien liegen ganz im Freistaat Sachsen: Daubitz, Dauban, Königsbrück, Milkel, Niesky, Nochten, Seenland, Rosenthal und Laußnitzer Heide. Darüber hinaus sind zwei Wolfsterritorien grenzübergreifend: Das Spremberger Rudel, dessen Revier teilweise in Brandenburg liegt, und die sesshafte Wölfin im Hohwald, deren Revier sich zum Teil auf die Tschechische Republik erstreckt. Drei weitere Wolfsterritorien haben nur zu einem kleinen Teil ihr Gebiet auf sächsischer Seite. Um Doppelzählungen zu vermeiden werden diese in Sachsen nicht mitgezählt: Das polnische Ruszow-Rudel, das brandenburgische Zschornoer Wolfspaar und das zum Großteil in Sachsen-Anhalt liegenden Annaburger Heide Rudel.

Im letzten Monitoringjahr 2014/2015 ist ein Rudel (Kollm) komplett verschwunden. Das Gebiet wurde von den angrenzenden Wolfsrudeln wieder in Anspruch genommen. Auch das ehemalige Hohwald Rudel existiert als solches nicht mehr. Bei der im Hohwald nachgewiesenen Wölfin handelt es sich um eine Tochter dieses ehemaligen Rudels. Ob die Wölfin sich dort alleine aufhält oder mit Partner wird im Rahmen des Monitorings weiter untersucht.

In den vergangenen Monaten wurden auch außerhalb der etablierten Rudelterritorien bestätigte Hinweise auf bzw. Nachweise von einzelnen Wölfen erbracht: In der Gohrisch Heide (Landkreis Meißen), sowie im Raum Löbau und Bernstadt auf dem Eigen (beides Landkreis Görlitz). Anhand von zwei Losungsproben, die östlich von Löbau eingesammelt wurden, konnte genetisch nachgewiesen werden, dass ein Welpe des Rosenthaler Rudels im Frühjahr 2015 in südlichen Landkreis Görlitz unterwegs war. Im Rahmen des Monitorings wird weiter geklärt ob sich Wölfe in diesen Gebieten inzwischen dauerhaft aufhalten.
Ende Mai gab es bei Markkleeberg südlich von Leipzig (Landkreis Leipziger Land) einen einzelnen Fotonachweis eines Wolfes. Bislang ist unklar, ob der Wolf sich aktuell noch in dem Bereich aufhält oder bereits weitergewandert ist.

Bisher konnte in sechs sächsischen Rudeln Reproduktion nachgewiesen werden. Im Daubaner Rudel zeigen Fotofallenaufnahmen die Wolfsfähe mit deutlichem Gesäuge. Im Daubitzer-, Milkeler-, Nieskyer-, Nochtener- und Spremberger Rudel gibt es bereits Film- und Fotoaufnahmen von Welpen.

In den Sommer- und Herbstmonaten liegt der Schwerpunkt des Wolfsmonitorings auf der Suche nach Welpenhinweisen. In dieser Zeit wird versucht, auch in den übrigen Territorien Welpen über dokumentierte Spuren, Fotos oder Filmaufnahmen zu bestätigen.

Der Totfund eines 7 Wochen alten Welpen (Todesursache Magen-Darm-Erkrankung) im Bereich der Königshainer Berge (LK Görlitz) gibt bislang Rätsel auf. Das Gebiet der Königshainer Berge gehört zum Territorium des Nieskyer Rudels. Die diesjährigen Welpen der Nieskyer Wolfsfähe sind allerdings an einem anderen Ort im Territorium nachgewiesen worden, weshalb anzunehmen ist, dass dieser Welpe zu einer anderen Mutter gehört. Derzeit wird die genetische Zugehörigkeit des Welpen untersucht. Ein intensiveres Monitoring im Bereich der Königshainer Berge sowie der angrenzenden Gebiete, soll Informationen liefern, ob sich südlich der Autobahn 4 ein neues Rudel etabliert hat.

Im vergangenen Jahr wurden im Daubaner Rudel insgesamt 13 Welpen nachgewiesen (das Kontaktbüro berichtete). Dies war eine kleine Sensation, da in Sachsen bisher meist 4 bis 8 Welpen je Wurf nachgewiesen wurden. Das intensivierte genetische Monitoring in diesem Gebiet im letzten Monitoringjahr sollte die Elternschaft der 13 Welpen klären. Vermutet wurde eine Doppelreproduktion, das heißt, dass neben der Daubaner Fähe eventuell noch eine weitere Wölfin Welpen bekommen hatte. Dies konnte genetisch jedoch weder bestätigt noch sicher ausgeschlossen werden. Insgesamt konnten sechs Welpen genetisch beprobt werden. Diese haben alle die Daubaner Fähe als Mutter. Allerdings kamen sieben der 13 Welpen nicht in den gesammelten Genetikproben vor. Die Aussagekraft der Ergebnisse ist daher zu gering, um zu schlussfolgern, dass tatsächlich alle 13 Welpen von nur einer Mutter stammen. Möglicherweise liefern die genetischen Analysen des laufenden Monitoringjahres noch weitere Aufschlüsse.

Herdenschutz:
Im Jahr 2015 (Stand: 27.07.2015) gingen bislang insgesamt 31 Meldungen zu Nutztierschäden beim sächsischen Wolfsmanagement ein. Davon konnte in 21 Fällen der Wolf als Verursacher festgestellt bzw. nicht ausgeschlossen werden. Dabei wurden 52 Nutztiere getötet und 6 Tiere verletzt.

In Sachsen haben Schaf- und Ziegenhalter, sowie Betreiber von Wildgattern die Möglichkeit sich Herdenschutzmaßnahmen fördern zu lassen. Für Fragen zu Schutzmaßnahmen und zu Fördermöglichkeiten stehen die Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise bzw. die zuständige Außenstelle des Sächsischen Landesamts für Umwelt Landwirtschaft und Geologie (LfULG) zur Verfügung.

Tote Wölfe:
Im Freistaat Sachsen wurden 2015 bislang sieben tote Wölfe gefunden. Vier Wölfe starben bei Verkehrsunfällen: eine Jährlingsfähe auf der B96 im Landkreis Bautzen, ein junger männlicher Wolf bei Driewitz (Landkreis Bautzen), ein erwachsener Rüde bei Lodenau (Landkreis Görlitz) und eine Jährlingsfähe im Daubaner Wald (Landkreis Görlitz). Zwei Wölfe starben an natürlichen Todesursachen: der Rüde des Spremberger Rudels (MT2, »Karl«) und ein Welpe im Bereich der Königshainer Berge (Landkreis Görlitz).
Ein Wolf wurde Ende Juli 2015 illegal geschossen (das Kontaktbüro berichtete).

Bitte melden Sie Wolfshinweise (Spuren, Kot, Sichtungen, Risse) an das Landratsamt Ihres Landkreises, an das Kontaktbüro »Wolfsregion Lausitz« (Tel. 035772/ 46762, kontaktbuero@wolfsregion-lausitz.de) oder an das LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und –forschung in Deutschland (Tel. 035727/ 57762, kontakt@buero-lupus.de).

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