Schadensstatistik
Auf dieser Seite werden alle an die Fachstelle Wolf des LfULG gemeldeten Schadensfälle an Nutztieren veröffentlicht. Die Ergebnisse der darauffolgenden Rissbegutachtungen sehen Sie in der Kartendarstellung oben und in der folgenden tabellarischen Auflistung (PDF).
Vereinzelt kann es auch im Nachhinein zu Anpassungen in den Statistiken kommen. Dies kann vorkommen, wenn neue Erkenntnisse zu einem Fall vorliegen (z. B. Ergebnis Genetik). Wenn eine zusätzliche Untersuchung eingeleitet wird oder die Fallbewertung noch nicht abgeschlossen ist, werden diese Fälle in der Statistik mit der Kennzeichnung „in Bearbeitung“ versehen.
Am Ende dieser Seite finden Sie das Archiv der Rissstatistiken zurückliegender Jahre ab dem Jahr 2018.
- Schadensstatistik 2025 (*.pdf, 0,52 MB) Stand 31. Mai 2025
- Schadensstatistik 2024 (*.pdf, 0,30 MB) Stand 31. Dezember 2024
Seitdem die Wölfe vor über 20 Jahren wieder in Deutschland sesshaft wurden, hat sich deren Zahl stetig erhöht. Mit der Ausbreitung der Wölfe nahmen auch die Schadereignisse an Haus- und Nutztieren zu (Abb. 7). Die durchschnittliche Anzahl der Übergriffe pro Wolfsterritorium schwankt jedoch von Jahr zu Jahr und liegt etwa zwischen drei und vier Übergriffen pro Jahr und Territorium (Abb. 8). Im Jahr 2023 war der durchschnittliche Wert erstmals erhöht mit sechs Übergriffen pro Territorium.
Tatsächlich finden nicht in allen Wolfsterritorien Übergriffe auf Nutztiere statt. Stattdessen gibt es in einigen Gebieten bzw. Territorien oftmals sogenannte Hotspots mit einer Häufung von Rissen. Diese kann man auf den Kartendarstellungen am Anfang der Seite gut erkennen (Abb. 1 bis 6).
Schaut man in welchen Landkreisen und kreisfreien Städten sich die Wolfsübergriffe auf Nutztiere ereigneten, gibt es auch dort keine gleichmäßige Verteilung (Abb. 9). Der Schwerpunkt liegt in den Landkreisen Bautzen und Görlitz mit durchschnittlich 66 bzw. 54 Rissen pro Jahr. Auch findet hier jährlich weiter eine Zunahme der Übergriffe statt.
In den Landkreisen Meißen und Nordsachsen gibt es ebenso wiederholt Nutztierrisse, während die Anzahl der Übergriffe in den restlichen Landkreisen und kreisfreien Städten meist geringer ausfällt.
Insgesamt verzeichnen die Landkreise mit einer höheren Anzahl von etablierten Wolfsterritorien auch die meisten Übergriffe auf Nutztiere. Gleichwohl können auch durchziehende Wölfe in anderen Teilen Sachsens jederzeit Schäden an Nutztieren verursachen.
Die Oberlausitz (Landkreise Bautzen und Görlitz) ist die am dichtesten mit Wölfen besiedelte Region in Sachsen. Die Frage, wie häufig es zu Übergriffen auf Weidetiere kommt, ist aber nicht zwingend von der Höhe des Wolfsbestandes in einer Region abhängig. Ein einzelner Wolf kann unter bestimmten Umständen größere Schäden verursachen als ein Rudel.
Dies hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, wie dem Beutetierangebot oder den Traditionen der Nutztierhaltung einer Region. Vor allem die vorhandenen Schutzmaßnahmen können entscheidend sein, wie häufig es zu Übergriffen auf Weidetiere kommt. Stößt ein Wolf auf seinen Streifzügen auf unzureichend oder gar nicht geschützte Haus- und Nutztiere, sind diese eine leichte Beute. Bedeutend ist auch, welche Jagdmethoden der Wolf von seinen Eltern erlernte und ob er bereits prägende Erfahrungen mit gut geschützten Weidetieren sammeln konnte.
Der Anstieg von Übergriffen auf Nutztiere ist zunächst ein lokales Phänomen in einzelnen Hotspot-Regionen. Wölfe, die immer wieder auf ungeschützte oder nicht ausreichend geschützte Weidetiere treffen, lernen sehr schnell, dass diese deutlich einfacher zu erbeuten sind als wildlebende Beutetiere. Dieser Jagderfolg kann dazu führen, dass sie gezielt versuchen Weidetiere zu töten und mehr Aufwand auf sich nehmen, um diesen Erfolg zu wiederholen. So kann es beispielsweise zum Erlernen von einem unerwünschten Verhalten, nämlich dem Überwinden von wolfsabweisenden Schutzzäunen, durch einzelne Wölfe (oder aber mehrere Mitglieder eines Rudels) kommen.
In den Landkreisen Bautzen und Görlitz ist dieser Lernerfolg wohl auch bedingt durch die Existenz von ASP-Zäunen zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Bisher gibt es kein vorgeschriebenes Monitoring, um den Einfluss der Zäune auf Wölfe und andere Tierarten zu untersuchen. Es ist jedoch anzunehmen, dass die in der Fläche gestellten ASP-Zäune auch Auswirkungen auf den Herdenschutz haben und diesen abschwächen oder gar aufheben.
Im Freistaat Sachsen folgt das Rissgeschehen einer ausgeprägten Saisonalität (vgl. Abb. 10). So zeigen die Daten der vergangenen Jahre, dass es im ersten Halbjahr zu weniger Nutztierrissen (etwa ein Drittel des Gesamtaufkommens) als im zweiten Halbjahr kommt. Die meisten Übergriffe auf Weidetiere ereignen sich in den Sommer- und Herbstmonaten. Dies ist unter anderem in der Biologie des Wolfes begründet. Im Frühjahr und Frühsommer sind die Wölfe mit der Aufzucht der Welpen beschäftigt. Gleichzeitig ist die Jagd auf ihre Beutetiere leichter. Denn auch bei Reh-, Rot- und Schwarzwild gibt es in dieser Zeit Nachwuchs. Diese Entwicklung kehrt sich im Spätsommer und Herbst um. Die schnell heranwachsenden Wolfswelpen haben einen immer höheren Nahrungsbedarf während das Wild am Ende des Sommers fit und gut genährt ist. Die natürlichen Beutetiere stellen in dieser Zeit also eine vergleichsweise schwerere Beute dar als unzureichend geschützte Weidetiere.
Die am häufigsten von Übergriffen betroffenen Nutztierarten in Sachsen sind Schafe, Ziegen und Wild in Gattern. Wenn Rinder betroffen sind, handelt es sich überwiegend um Kälber in den ersten Lebenswochen. Eine Darstellung der Anzahl Fälle pro (Weide)Tierart in den Jahren 2020 bis 2024 finden Sie in der Abbildung 11.
Jährlich wurden in circa 40 Prozent der Fälle, bei denen der Wolf mit hinreichender Sicherheit als Verursacher festgestellt wurde, die Anforderungen an den Mindestschutz nicht erfüllt (Abb. 12). In diesen Fällen waren die Weidetiere unzureichend geschützt.
Weidetierhalter sollten dringend auf den Herdenschutz entsprechend der guten fachlichen Praxis achten, insbesondere zu Beginn der Weidesaison im Frühjahr sowie im Spätsommer und Herbst. Außerdem müssen Schutzmaßnahmen regelmäßig auf mögliche Schwachstellen überprüft und diese zeitnah beseitigt werden. Für Schafe und Ziegen werden in Sachsen als präventive Herdenschutzmaßnamen die angemessenen Kosten auf Basis der Mindestschutzkriterien gefördert.
Ein wirksamer Herdenschutz trägt einerseits dazu bei, dass sich Wölfe nicht an Weidetiere als leichte Beute gewöhnen. Andererseits besteht die Gefahr, dass jedes erfolgreiche Überwinden von unzureichenden Herdenschutzmaßnahmen zur Etablierung des unerwünschten Verhaltens beiträgt.
Weitere Informationen zu den Anforderungen an den Mindestschutz, Hinweise zum Zaunbau sowie zu den Fördermöglichkeiten finden Sie auf der Seite Schutz von Nutztieren.
- Schadensstatistik 2023 (*.pdf, 0,63 MB) Stand 31. Dezember 2023
- Schadensstatistik 2022 (*.pdf, 0,61 MB) Stand 31. Dezember 2022
- Schadensstatistik 2021 (*.pdf, 0,59 MB) Stand 22. Februar 2022
- Schadensstatistik 2020 (*.pdf, 0,59 MB) Stand 31. Dezember 2020
- Schadensstatistik 2019 (*.pdf, 0,77 MB) Stand 15. Juni 2020
- Schadensstatistik 2018 (*.pdf, 0,77 MB) Stand 13. Mai 2019