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Geschichte Wolf und Mensch

Die gemeinsame Geschichte von Wolf und Mensch war anfangs durchaus positiv geprägt. Höhlenmalereien beweisen, dass schon vor 50.000 Jahren, möglicherweise noch früher, Menschen begannen, sich für Wölfe zu interessieren und ihr Verhalten zu beobachten. Wissenschaftler gehen davon aus, dass bereits vor 14.000 bis 16.000 Jahren die ersten Wölfe vom Menschen aufgezogen und als Haustiere gehalten worden sind. Damit nahm die Erfolgsgeschichte des Hundes, des ersten vom Menschen domestizierten Tieres, ihren Lauf.

In fernen Epochen und Kulturen spiegeln Geschichten über den Wolf oftmals auch das Bild, das sich der Mensch von der Natur, den Tieren und sich selber machte, wider. So gab es in Jäger- und Sammlergesellschaften meist eine friedliche Koexistenz von Mensch und Wolf. Der Wolf wurde als geschickter Jäger bewundert und hatte als soziales Tier Vorbildfunktion. In einigen Indianerstämmen Nordamerikas wurde der Wolf als Bruder betrachtet und galt als mächtig und weise. In manchen Clans wurde er sogar als Urvater- oder Mutter des Stammes angesehen. Hier stellte er ein Symbol der Schöpfung dar. Etliche Kulturen leiteten ihre Herkunft der Legende nach vom Wolf ab, so z.B. die Turkmenen, Usbeken, Hunnen und Türken. In der Geschichte der Mongolen ist der Wolf der Schöpfer des großen Dschingis-Khan.
Auch in den griechischen Göttersagen sowie in der germanischen bzw. nordischen Mythologie spielt die Figur des Wolfes häufig eine wenn auch zwieträchtige Rolle.

Erst mit Beginn der Viehhaltung änderte sich die Einstellung zum Wolf grundlegend und wurde der Wolf bei uns zum Symbol des Bösen. Bis ins frühe Mittelalter hielten sich in Mitteleuropa stabile Wolfsbestände. Die zunehmende Waldrodung und Weideviehhaltung führte zunächst zur Bestandszunahme des anpassungsfähigen Offenlandjägers durch Bereitstellung leicht zugänglicher Beute. Auch wenn ein Wolfsangriff auf das wertvolle Vieh eine ernste Bedrohung für viele Bauern darstellte, war der Jagddruck derzeit noch gering, da entsprechende Mittel fehlten und die Jagd Feudalherren vorbehalten blieb. Mit dem Beginn der offenen Viehhaltung und der Waldweide im ausgehenden Mittelalter, bei der das Vieh vollkommen ungeschützt zur Buchecker- und Eichelmast in den Wald getrieben wurde, nahmen die Nutztierverluste zu. Die Einstellung der Bevölkerung wurde zunehmend von Angst geprägt. Eine organisierte Bekämpfung des Wolfes setzte infolge dessen ab dem 15. Jahrhundert ein. Im 16. und 17. Jahrhundert erreichte die Wolfsjagd ihren Höhepunkt. Mit groß angelegten Treibjagden und Prämien, die für getötete Wölfe (besonders für Jungtiere) gezahlt wurden, wurde der Wolfsbestand in weiten Teilen Mitteleuropas stark dezimiert und das einst zusammenhängende Vorkommensgebiet lückenhaft. Die dabei angewandten Jagdmethoden (Fallen, Fanggruben, Giftköder, Lappjagden u.a.) zielten direkt auf die Ausrottung des Raubtieres. Während und nach kriegerischen Auseinandersetzungen, wie dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) sowie den Pestwellen 1624-26 und 1636-38, nahm aufgrund des sinkenden Jagddrucks durch den Rückgang der Bevölkerungsdichte der Wolfsbestand zwischenzeitlich wieder zu. Dennoch war der Wolf bereits um 1750 in weiten Teilen Deutschlands als Standwild verschwunden. Einzelgänger wurden in den darauffolgenden Jahrzehnten erlegt. Der wahrscheinlich letzte deutsche Wolf wurde 1845 bei Trebendorf (Muskauer Heide, Sachsen) zur Strecke gebracht.

Seitdem tauchten immer wieder Wölfe, die aus dem Osten zuwanderten besonders in der Oberlausitz auf. Diese Tiere wurden ebenfalls verfolgt und ausnahmslos zur Strecke gebracht. Bekannte Beispiele dafür sind der »Tiger von Sabrodt« (1904) und der »Würger vom Lichtermoor« (1948).
Auch nach Gründung der DDR, in der der Wolf ganzjährig gejagt werden durfte, wanderten gelegentlich Wölfe aus dem Osten ein. Mindestens 28 wildlebende Wölfe wurden seit 1948 geschossen. Mit Wiedervereinigung im Jahr 1990 wurde der Wolf in gesamt Deutschland unter Schutz gestellt. Zehn Jahre danach kamen im Jahr 2000 die ersten freilebenden Wolfswelpen zur Welt. (Chronologie des Wolfsvorkommens)

Der Tiger von Sabrodt

Die wohl bekannteste Wolfsgeschichte in der Oberlausitz ist die Überlieferung eines Wolfes über den die Zeitungen unter dem Namen »Der Tiger von Sabrodt« berichteten. Gegen 1900 wurde die Anwesenheit des Tieres in den Wäldern rund um Hoyerswerda durch Rissfunde von Rehen und anderem Wild bemerkt. Zunächst wurde ein entlaufenes Zirkustier vermutet (daher der Name »Tiger von Sabrodt«), weil es in der Region schon seit längerer Zeit keine Wölfe mehr gab. Auf die Erlegung des Tieres wurde für die damalige Zeit eine sehr hohe Belohnung ausgesetzt. Trotz »vielfacher Nachstellungen gelang es lange nicht seiner habhaft zu werden, so dass er lange ein stilles und sagenumwobenes Dasein führte.« Am 27.02.1904 tötete schließlich ein Förster aus Weißkollm den 41 kg schweren Rüden. Über den Abschuss berichtet eine Tageszeitung vom 28.02.1904: »...seine Vorsicht und Schnelligkeit spotteten allen Nachstellungen. Nachdem er in letzter Zeit wiederholt gespürt worden war, meldete am Sonnabend Herr Revierförster Dommel in Neustadt der Königlichen Oberförsterei sicherer Anzeichen seiner Anwesenheit, worauf sofort eine große polizeiliche Jagd veranstaltet wurde. Der frisch gefallene Spurschnee ermöglichte es, der Fährte des Tieres zu folgen, zahlreiche aufgebotene Wagen brachten Schützen und Treiber schnell der Spur nach, so dass es am Nachmittag gelang das Raubtier auf Revier Tschelln einzukreisen. Herr Oberförster Dutmer-Bohla kam zum Schuss und verwundete es, jedoch wohl nicht tödlich, weil er auf eine große Entfernung schoss. Die verwundete Bestie wandte sich nach einer offenen Fläche, wo Herr Förster Brehmer-Weißkollm auf etwa 30 Meter sie glücklich traf. Das Tier flüchtete noch bis zu einem nahen Dickicht wo man es bald verendet fand.«
In der Jagdzeitschrift Wild und Hund von 1904 heißt es dazu: »Seit nunmehr 100 Jahren ist in der Lausitz im Herzen Deutschlands kein Wolf mehr geschossen worden, und heute, oder vielmehr am 27.02.1904 wird eine solche Bestie, die nachweislich fünf Jahre ihr Dasein gestiftet hat, ebendort zur Strecke gebracht...dass vier Jahre vergehen mussten, ehe man dem Satan das Handwerk legte, das ist unverzeihlich. Nun ist Gott sei dank Ruhe, und den Erfolg werden wir recht bald an unserem Wildstand merken...«.

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